Bogenjagd und "Wundballistik"

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... kleine Episode der vergangenen Wochen.
Ein bekannter Rehbock, der abgekommen und heftigst verschissen war, seine Bewegungen
auf das notwendigste reduzierte, sollte als Hegeabschuß entnommen werden.
Man ist auf ca. 15 Meter hin gekommen, ohne dass man den Rehbock registriert hat.
Dann ist dieser aufgesprungen, hat die Flucht ergriffen und ist auf knapp 80 Meter breit verhofft.
Der nun angedachte Blattschuß ist misslungen, da der Bock im Abzeihen plötzlich beschleunigt
hat. Den Bock hat es trotzdem von den Läufen gerissen, er ist zusammengebrochen und lag mit
erhobenen Haupt in der Wiese. Der folgende Schuß galt dem Träger - damit war es beendet.
Alles machbar mit einer vertrauten Büchse, die präzise arbeitet.
Ein Bogen ist für solche und ähnliche Anforderungen ein wenig geeignetes Werkzeug.

Oft müssen wir unser Rehwild auch angehen, also erarbeiten, dass wir unter 200m kommen.
Somit ist die Variante Bogen eigentlich grundsätzlich außen vor.
Subjektiv hat der Bogen durchaus seine Berechtigung, aber da müssen viele Parameter passen.
 
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Große Vorteile des Bogens sehe ich bei der Jagd im Befriedeten Bezirk.
Beispielsweise Entnahme von Nutria im Stadtpark mit hohem Freizeitdruck.
Weißt du, was ein abgelenkter Pfeil mit Razorhead anrichten kann? Da bleibe ich lieber bei meiner .22 lfb, die habe ich besser unter Kontrolle.
 
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Ne Subdonic 22lr ist aber auch nicht so Hinterlandsgefährlich oder ein dickes Luftgewehr.
Grundsätzlich stimme ich dir zu. Jedoch wirst du im "Stadtpark" feststellen, das du mit dem Knallstock eine ganz andere Außenwirkung hast. Wer in so einem Umfeld häufiger jagt, macht früher oder später mit der Polizei bekanntschaft. Selbst wenn die Aktion vorher angemeldet wurde, kommen die bisweilen noch angerückt, wenn sie von überempfindlichen Bürgern gerufen werden.
 
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Weißt du, was ein abgelenkter Pfeil mit Razorhead anrichten kann? Da bleibe ich lieber bei meiner .22 lfb, die habe ich besser unter Kontrolle.
Bei einem leichten Pfeil auf 10m wirst du schwerlich eine Energie erreichen, die zu gefährlichen Abprallern führt. Zudem kann der Pfeil mit Angelschnur gesichert werden. So lässt sich der Nutria auch aus dem Wasser fischen, ohne den Hund baden schicken zu müssen.
 
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Da hier ganz offensichtlich

vor allem Tante Google das Wissen um die Bogenjagd vermittelt hat, mal meine 10 cts dazu:

Ich habe ein paar Jahre lang in Indonesien mit einem Compoundbogen gejagt, weil es wg. Bürgerkriegsgebiet keine Genehmigung zur Einfuhr einer Schußwaffe gab. Ich habe nach ca. 2-wöchigem Training auf 25m 10 Pfeile verlässlich auf einem Bierdeckel platziert, mit Standortwechsel nach jedem Schuß.

Danach habe ich 22 Sauen erlegt, bei der es nur einmal wg. hereinbrechender Dämmerung zu einer Nachsuche am folgenden Tag kam. Der Pfeil hatte das Schulterblatt nicht durchschlagen; der Keiler hatte abends bei der 1. Nachsuche direkt am Ort des Treffers sofort angenommen, war von meinem Terrier gestoppt worden und dann ins dichte Gestrüpp abgegangen. Ich habe ihn am Morgen mit einem Pfeil erlegt, nachdem der Terrier ihn gefunden und auf die Läufe gebracht hatte. Er war „voll da“ (der Keiler, der Terrier auch).

Die anderen Sauen sind überwiegend mit Blattschuss abgegangen und lagen tot innerhalb 100m; für die Nachsuchen hätte es auf Grund der Blutspur keinen Hund gebraucht, weil das Blut wg. geringen Aufprallschocks durch den Pfeil nicht gerann, sondern ausfloß. Die Sauen waren nahezu komplett ausgeblutet und dem entsprechend gab es im Brustraum nicht den Blutpudding, wie bei Büchsenblattschüssen, bei denen der Aufprallschock und der Hydrodynamische pulsierende Schock die roten Blutkörperchen platzen und gerinnen lassen.

Die Pfeile lagen ausnahmslos unmittelbar dort, wo die Sauen ins Buschwerk eingewechselt waren; sie wurden, da aus dem Wildkörper herausragend, dort abgestreift. Dabei beschreiben sie im Körperinneren einen entsprechenden Halb- oder Drittelkreis, der die Lunge / das Herz / ggf. bei Treffern zu weit hinten das Zwerchfell und die Lunge zerschneiden - und zwar komplett, d.h., beim Aufbrechen hat man 4 bis 4++ Lungenbrocken, sauber zertrennt, in der Hand.

Ich habe auch ein Sambartier so erlegt, dass lag ebenfalls nach etwa 50m tot - jeweils Nachsuche unmittelbar nach dem Schuß, jeweils zu Erziehungszwecken mit dem Hund am Nachsuchengeschirr.

Bei Schüssen über 25/30m hört das Tier das Abschnellgeräusch des Pfeils und macht einen Schritt vor oder zurück oder zuckt zusammen, was wie ducken aussieht. Daher habe ich mich auf die entsprechenden Entfernungen beschränkt. Das Einzukalkulieren halte ich für Glücksspiel, weil man halt nie weiß, ob das Tier vor oder zurück geht. Ich verwende(te) einen Z7 Bogen mit 75 lbs. Zugkraft; 2-schneidige Pfeile schlagen fast durch, 3-schneidige bleiben „mitten in der Sau“ stecken und geben wg. des beschriebenen Sichelschnitts das schnellere Ergebnis. Dabei ist auf die 25m kein nennenswerter Abfall des Pfeils gegeben, so dass beim Anhalten „Mitte Blatt“ der Pfeil im absolut tödlichen Bereich landet. Der ist bei regelmäßigem Üben mit dem Bogen leicht zu halten, die Gefahr von Fehl- oder schlechten Schüssen sehr gering. Leichtsinnige Schüsse ergeben Resultate wie bei leichtsinnigen Büchsenschüssen: längere Nachsuchen.

Ein französischer Freund (und exzellenter Flintenschütze) zieht auf Nutria Pfeil und Bogen vor, weil er damit öfter nacheinander zu Schuß kommt, weil die Nutria nicht durch das Knallgeräusch verscheucht werden.

Just my 10 cts.

Mbogo
 
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Nervenschock? Was soll das sein?

Erstaunlich dass sich dieser Mythos so hartnäckig hält ...
Nervenschock mag unpräzise sein, ich meine damit nicht die Theorie wie Schrot tötet.

Fakt ist, wenn das ZNS getroffen wird, sackt man einfach zusammen. Nun scheint es ja so zu sein, dass durch die schockartige Energieabgabe des Geschosses auch das Nervensystem beschädigt werden kann und es zum Schlägeln kommt. Auch zu beobachten bei schlechten Genickbruch. Irgendwo gab es auch mal ein Video von nem Fußballer, der noch Purzelbäume nach Genickbruch gemacht hat durch die Wirkung auf das Nervensystem.

Das wohl JEDES Stück beim Treffer auf die Kammer an Blutverlust und nicht mit dem Leben zu vereinbaren Verletzungen verendet, wissen wir hoffentlich alle.

Bei Stücken die noch stehen oder großartig rumlaufen ist das dann, würde ich zumindest behaupten nicht passiert. Und um zum Thema zurück zu kommen, wird das bei der Bogenjagd auch nicht passieren aufgrund der Wirkung des Pfeils. Aber da haben wir dann wie bei der Kugel den exorbitant hohen Blutverlust.

Besser ausgeführt? Bin aber auch offen für Quellen, die mehr dazu erklären.

Die Beschreibung, warum man bei der Bogenjagd vergleichsweise viel Schweiß sieht, fand ich sehr interessant in dem anderen Beitrag nebenbei gesagt 👍
 
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Nervenschock mag unpräzise sein, ich meine damit nicht die Theorie wie Schrot tötet.

Fakt ist, wenn das ZNS getroffen wird, sackt man einfach zusammen. Nun scheint es ja so zu sein, dass durch die schockartige Energieabgabe des Geschosses auch das Nervensystem beschädigt werden kann und es zum Schlägeln kommt. Auch zu beobachten bei schlechten Genickbruch. Irgendwo gab es auch mal ein Video von nem Fußballer, der noch Purzelbäume nach Genickbruch gemacht hat durch die Wirkung auf das Nervensystem.

Das wohl JEDES Stück beim Treffer auf die Kammer an Blutverlust und nicht mit dem Leben zu vereinbaren Verletzungen verendet, wissen wir hoffentlich alle.

Bei Stücken die noch stehen oder großartig rumlaufen ist das dann, würde ich zumindest behaupten nicht passiert. Und um zum Thema zurück zu kommen, wird das bei der Bogenjagd auch nicht passieren aufgrund der Wirkung des Pfeils. Aber da haben wir dann wie bei der Kugel den exorbitant hohen Blutverlust.

Besser ausgeführt? Bin aber auch offen für Quellen, die mehr dazu erklären.

Die Beschreibung, warum man bei der Bogenjagd vergleichsweise viel Schweiß sieht, fand ich sehr interessant in dem anderen Beitrag nebenbei gesagt 👍
Nur wenn die Energie, also das Geschoss oder Teile oder zumindest der temporäre Wundkanal das Nervensystem, hier am ehesten das Rückenmark, traumatisiert. Das kann der Pfeil auch, nur halt ohne sekundären Wundkanal.
 
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... kleine Episode der vergangenen Wochen.
Ein bekannter Rehbock, der abgekommen und heftigst verschissen war, seine Bewegungen
auf das notwendigste reduzierte, sollte als Hegeabschuß entnommen werden.
Man ist auf ca. 15 Meter hin gekommen, ohne dass man den Rehbock registriert hat.
Dann ist dieser aufgesprungen, hat die Flucht ergriffen und ist auf knapp 80 Meter breit verhofft.
Der nun angedachte Blattschuß ist misslungen, da der Bock im Abzeihen plötzlich beschleunigt
hat. Den Bock hat es trotzdem von den Läufen gerissen, er ist zusammengebrochen und lag mit
erhobenen Haupt in der Wiese. Der folgende Schuß galt dem Träger - damit war es beendet.
Alles machbar mit einer vertrauten Büchse, die präzise arbeitet.
Ein Bogen ist für solche und ähnliche Anforderungen ein wenig geeignetes Werkzeug.

Oft müssen wir unser Rehwild auch angehen, also erarbeiten, dass wir unter 200m kommen.
Somit ist die Variante Bogen eigentlich grundsätzlich außen vor.
Subjektiv hat der Bogen durchaus seine Berechtigung, aber da müssen viele Parameter passen.
Der Bock kann auch nach 300m stehen bleiben, und dann. Solche Beispiele sprechen nicht für oder gegen irgendwas. Auf 80m hätte der Bogenschütze ja gar nicht erst geschossen.
 
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Sehr interessante Abhandlung.

Speziell die Hinweise darauf, wie stark die Pfeile mit den verschiedenen Spitzen ausbluten lassen, was impliziert, teils belegt durch die Unfallschilderungen, dass auch Schüsse / Treffer durch die Extremitäten sehr zügig tödlich enden, wenn keine qualifizierte chirurgische Hilfe unmittelbar vor Ort vorhanden ist.

Ergo: auch bei offensichtlich suboptimalen Treffern in Keulen oder Läufe lohnt die schnelle Nachsuche - da ist von 10 bis 20 Minuten bis zum eintritt des Todes durch Ausbluten die Rede,

Mbogo
 
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Bei den Beiträgen auf youtube und co muss man sehr vorsichtig sein. Grade im Amerikanischen Raum. Bogenjagd ist dort beliebt aber die haben nicht unsere jagdkultur. Da wird nicht viel nachgesucht, also entweder liegt das Wild nah beim Anschuss oder es ist halt weg. Deshalb sind die gefundenen Stücke alle schnell verendet, die die es nicht sind werden nicht gefunden.

Ich habe schon viele Bilder gesehen wo verheilte Pfeilverletzungen zu sehen waren. Die Stecken oft noch im Körper und verschließen den Wundkanal. Ein Schlechter Schuss macht deutlich weniger Schaden. Und wenn man sich die Schüsse der Büchsenjäger teilweise anguckt will ich nicht wissen was da mit der Bogenjagd bei runkommt.
 
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26 Mai 2004
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Sehr interessante Abhandlung.

Speziell die Hinweise darauf, wie stark die Pfeile mit den verschiedenen Spitzen ausbluten lassen, was impliziert, teils belegt durch die Unfallschilderungen, dass auch Schüsse / Treffer durch die Extremitäten sehr zügig tödlich enden, wenn keine qualifizierte chirurgische Hilfe unmittelbar vor Ort vorhanden ist.

Ergo: auch bei offensichtlich suboptimalen Treffern in Keulen oder Läufe lohnt die schnelle Nachsuche - da ist von 10 bis 20 Minuten bis zum eintritt des Todes durch Ausbluten die Rede,

Mbogo
Im Kriegsfall kommt hinzu das die Pfeile in den Boden gesteckt wurden oder auch in anderem Dreck. Damit sich auch leichte Wunden möglichst entzünden etc.
 

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